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Samstag, 9. April 2011

ES 1 Mein Freund vom Stern der Kinder/ 5. Folge

ES 1 Mein Freund vom Stern der Kinder
(Günter Verdin)
Die 5. Geschichte

ES 1 und ich waren auf dem Weg in die Getreidegasse. Plötzlich blieb mein kleiner Freund wie bestellt und nicht ausgeliefert stehen. „Entschuldigung bitte,“ flüsterte er, und seine Roboterstimme klang noch ein bisschen heiserer als sonst. „Sehe einen Bekannten!“
„Aber ES 1,“ sagte ich, „das ist doch nur ein Bankomat!“
ES 1 ließ sich nicht ablenken.
„Hallo Bankomat!“
„Bitte geben Sie Ihre Geheimzahl ein!“ sagte eine Computerstimme im Bankomaten.
„So geheimnisvoll?“ fragte ES 1. „Also gut: ES 1. Geht die Geheimzahl in Ordnung?“
Der Bankomat war wohl nicht zufrieden: „ Bitte, Vorgang abbrechen und noch einmal beginnen.“
„Aber lieber Bankomat, warum so umständlich?“ ES 1 versuchte es mit Flötentönen. „Sind doch gute Bekannte!“
„Bitte, Vorgang abbrechen und keine Vertraulichkeiten!“ sagte der Geldautomat. Offensichtlich war ihm das viele Geld in den Kopf – oder besser: in die Mechanik - gestiegen. ES 1 machte ganz traurige Augen. Mozarts Geburtshaus war fürs erste vergessen. Da hatte ich, glaube ich, eine gute Idee.
Fortsetzung folgt!

ES 1 Mein Freund vom Stern der Kinder/ Folge 4



ES 1 Mein Freund vom Stern der Kinder
(Günter Verdin)
Die 4. Geschichte

„Gut, ES 1“, sagte ich, während mein kleiner Freund auf meiner Computer-Schreibmaschine herumspielte, „heute besuchen wir Mozarts Geburtshaus!“ „Mozart“, strahlte ES 1, „ist etwas für Kenner und Genießer!“ Das hätte er nicht sagen sollen! Mir kam da eine Idee....

„So, hier sind wir“, murmelte ich ergriffen. Auch ES 1 wurde sichtbar von wonnigen Schauern ergriffen. „ Das ist also Mozarts Geburtshaus!" sagten wir beinahe im Duett. Wir standen vor dem Schaufenster einer Konditorei. Neben vielen wunderschönen Osterhasen lagen eine Menge Mozartkugeln, die jeder Tourist einmal kennenlernen muss. ES 1 blickte mich treuherzig aus seinen runden Leuchtaugen an: „So viele kleine Mozarts?“ „Ja ,ES 1“, sagte ich und konnte das Lachen kaum noch unterdrücken, „und alle zum Essen. Du hast ja selbst gesagt: Mozart ist etwas für Kenner und Genießer!“ „Warum aber“, fragte ES1, „kugelt Mozart hier herum? Er ist doch ein Wunderkind?“ „Na klar“, sagte ich, „und du wunderst dich ja auch schon!“ „Und seine Musik?“ fragte ES 1 komisch verzweifelt. Ich machte kurz die Tür zur Konditorei auf. Die Registrierkasse klingelte, das Münzgeld klimperte. „Das ist die Kleine Nachtmusik“, log ich wie gedruckt und nicht korrigiert. „Und übrigens fügte ich beiläufig hinzu, „ist heute der 1. April, und du solltest mir kein Wort glauben!“ „Du hast also geschwindelt?“ fragte ES 1 erleichtert. Ich nickte. ES 1 breitete die Arme aus und rief dramatisch: „Ich werde wohl nie mehr Mozarts Geburtshaus erleben?“ Ich hatte wirklich die besten Absichten. Aber auf dem Weg in die Getreidegasse passierte wieder etwas Komisches.....

Fortsetzung folgt!

ES 1 Mein Freund vom Stern der Kinder/ Folge 3

ES 1 Mein Freund vom Stern der Kinder
(Günter Verdin)
Die 3. Geschichte

„Was willst du bei uns auf der Erde tun?“ fragte ich ES 1. „Bei uns auf der Erde wird nämlich nicht so viel gespielt wie bei euch auf dem Stern der Kinder.“
„Werde die Erdlinge kennenlernen, vielleicht gibt es intelligentes Leben hier auf der Erde!“ sagte ES 1 allen Ernstes.
„Na hör mal, ES1“ tat sich entrüstet, „wir Menschen sind überhaupt die gescheitesten Lebewesen im ganzen Weltall. Ist das auf dem Stern der Kinder nicht bekannt?“
ES 1 schüttelte den niedlichen Roboterschädel: „Die Erdlinge sind sehr vernünftig. Vernünftig ist nicht immer gescheit.“ Darüber musste ich nachdenken. Hoffentlich dreht er nicht wieder an seinem Gedanken-Leser, dachte ich. „Hatte Gedanken-Leser an. Fuhr im Aufzug hier im Redaktionsgebäude. Habe gehört, was Erdlinge im Aufzug so denken. Mache darüber einen Bericht für unser Radio auf dem Stern der Kinder.“
„Lass hören!“ ES 1 hantierte an seinem Körperpanzer, in dem praktischerweise die ganze technische Ausrüstung, sogar ein Mikrofon und eine Sendeanlage, eingebaut waren. „Ein Lift befördert nicht nur Menschen“, sagte ES1 weise, „sondern auch das Gespräch.“ Jetzt drückte er einen Wiedergabeknopf. Mehrere Stimmen wurden hörbar, ich konnte aber keine der Stimmen erkennen, denn es waren ja nur Gedankenstimmen, und manchmal entstanden auch Gedankenpausen.
Eine Frauenstimme: Ich halte diese dummen Gesichter nicht mehr aus. Eine andere Frauenstimme: Du liebe Güte. Die Bluse, die die anhat, passt ja überhaupt nicht zum Rock! – Und jetzt ein junger Mann: Was sag ich denn bloß? Ist das wieder eng hier im Aufzug. – Und wieder eine Frau: Iiih, hat der ein penetrantes Rasierwasser. – Der junge Mann: Die Stille ist wirklich peinlich. Keiner sagt was. Ich könnte was über den kalten Winter sagen. – Frauenstimme: Der redet bestimmt gleich übers Wetter.- Junger Mann: Ich bekomme gleich Platzangst. Wann sind wir denn im dritten Stock. – Und nochmals die Frauen-Gedanken-stimme: Warum glotzt dieser kleine Roboter so dämlich? – ES 1 schaltet das Gerät ab. Ich musste lachen. Mir fiel nur der Spruch vom Lauscher an der Wand, der die eigene Schand hört, ein. „Die Dame mochte dich nicht besonders, ES 1, was?“ ES 1 nickte nachdenklich und sagte irgendwie weise: „Tja, so ist das mit den technischen Errungenschaften. Das wichtigste an Ihnen ist, dass man rechtzeitig abschaltet!“

Ausserirdischer Besuch in Salzburg! Folge 2

ES 1 Mein Freund vom Stern der Kinder
(Günter Verdin)

Die 2. Geschichte

Touristen sind doch alle gleich, dachte ich bei mir. „Alle wollen wissen, wo Mozarts Geburtshaus steht“, sagte ES ! mit seiner heiseren Stimme.
„Kannst du Gedankenlesen?
Das habe ich mir gerade auch gedacht!“ ES 1 setzte sich neben mich. „Das ist der Gedanken-Leser“, sagte er, „drehe hier dran und kann dann hören, was andere denken.“ „Wie praktisch“, dachte ich und sagte er gleichzeitig
„ES 1, wo liegt der Stern der Kinder??“
„Ganz weit weg, und in uns allen!“
„Und dort leben wirklich nur Kinder?“
„Ja. Und alle heißen ES. ES1, ES2, ES3, uns so weiter.“
„Da seid ihr also alle durchnumeriert?“
„Wie praktisch“, dachte ich und sagte ES 1 gleichzeitig.
„Es gibt so viele Sterne, ES 1.
Was ist das Besondere am Stern der Kinder?“
„Das ist ein Stern, auf dem es keine Ohrfeigen gibt.“
„Keine Ohrfeigen? Und wer regiert?“
„Alle. Jeder macht Vorschläge. Der eine schlägt dieses Spiel vor, der andere jenes. Die ganze Zeit zwischen Morgenahnung und Abendsehnen wird bestimmt, was wir spielen.“
„Spielt ihr immer?“
„Na klar, müssen ja von etwas leben. Spielenleben, leben phantastisch, sind Phantasielebewesen. Alles klar?“
„Nicht ganz!“ sagten er und ich gleichzeitig. „Dein Gedanken- Leser macht mich ein wenig nervös!“
„Gut, stelle ihn ab.“
Die Story glaubt mir keiner dachte ich.
„Wie bist du auf die Erde gelangt, ES 1?“
„Ganz einfach und ganz schnell. Es war nur ein Gedankenflug.“ Irgendwas irritierte mich an seiner Sprechweise. Jetzt wusste ich, was es war: „Sagt ihr niemals ICH?“
„I-, was ist das?“
„ES 1, ich bin ich. Jeder Mensch hat ein Ich, verstehst du?“
„Wie spannend. Auf dem Stern der Kinder hat jeder sein ES.“
„Und warum bist du eigentlich nach deiner Landung mitten in Salzburg gleich in unsere Redaktion gekommen?“
„Stand vor dem Haus. Da stand ES-N dran. Fühlte mich gleich wie zu Hause.


Anmerkung : SN ist die Abkürzung für "Salzburger Nachrichten"

Ausserirdischer Besuch in Salzburg!




ES 1 Mein Freund vom Stern der Kinder
(Günter Verdin)

Ein Tag, an dem alles so lief wie immer. Ein Tag, bis zum Abend hin randvoll gefüllt mit Neuigkeiten. Der Fernschreiber in der Redaktion tickerte hektisch sein Pensum, wie immer. Und plötzlich war doch alles ganz anders. UFO mitten in Salzburg gelandet. Entweder spinnt der Fernschreiber, oder ich bin heute nicht voll drauf. Vielleicht eine kleine Pause? Weiterlesen: Über dem Alten Markt in der Landeshauptstadt wurde heute mittag von mehreren Personen ein UFO gesichtet. Wie die Polizei meldet, wurde der Erscheinung zunächst keine große Bedeutung beigemessen, weil in der Nähe von Salzburg zur selben Zeit ein Wettfliegen mit Heißluftballons stattfand. Als das UFO aber zur Landung ansetzte, wurde die Polizei in Alarmbereitschaft versetzt. Im Menschenauflauf löste sich das UFO in Luft auf. Als die Polizei am Alten Markt eintraf, konnte sie nur noch die Schilderungen von Augenzeugen notieren. Demnach sieht das UFO aus wie ein Roboter in der Größe eines Kindes – „Mach doch die Tür zu, es zieht!“ knurrte ich, während ich weiterlas. „ Gut, ich mache die Tür zu. Welche Türe?“ hörte ich . Die Stimme meines Kollegen, mit dem ich den Schreibtisch teile, klang merkwürdig heiser und leicht metallisch. Ich blickte auf – und mir blieb fast die Luft weg. Im Raum stand ein Roboter in der Größe eines Kindes. „Heiße ES 1“, tönte es aus dem silbernen glänzenden Körperpanzer, die zwei kugelrunden Scheinwerferäuglein funkelten freundlich, „komme vom Stern der Kinder“. Ich machte die Tür zu. „Ich habe noch nie etwas vom Stern der Kinder gehört!“ sagte ich. „Erzählst du mir etwas darüber, ES 1?“ „Ja“, sagte der kleine Mann, „aber zuerst beantworte mir eine Frage!“ – „Bitte!“ – „Wo geht es hier zu Mozarts Geburtshaus?“


Fortsetzung folgt!

Sonntag, 5. Dezember 2010

Und der Nikolaus kam doch noch ...

Der kleine Junge. Er kann nicht schlafen. Er hört die ruhigen Atemzüge seiner jüngeren Geschwister, die in ihren Betten dem Nikolaustag entgegenträumen. Aber der Nikolaus wird auch heuer nicht zu ihnen kommen. Seit Vater vor zwei Jahren mit dem Motorrad verunglückt ist, gibt es keine Geschenke mehr. Die Mutter versucht, mit ein bisschen Heimarbeit Geld aufzutreiben. Es fehlt an allen Enden und Ecken ...
Und da ist dieser wunderschöne rote Apfel. Michel, so heisst der kleine Junge, hat ihn gut versteckt. Aber der Duft steigt ihm doch in die Nase. Dieser rote Apfel ist ein Geschenk für die Mutter. Vielleicht kann er ein Lächeln ihn ihr trauriges Gesicht zaubern.
Und der rote Apfel duftet. Und Michel hat ein schlechtes Gewissen. Denn es muss ihn der Krampus geritten haben: er hat den Apfel aus der Steige vor dem kleinen Obstgeschäft geklaut. Und Michel überlegt: der Obsthändler ist sicher auch kein reicher Mann. Aber kann denn etwas, das mit guter Absicht getan wird, wirklich schlecht sein? Michel denkt hin und her und er denkt ein bisschen auf Umwegen um die Antwort herum, die er längst weiss: eine gute Absicht kann die böse Tat nicht rechtfertigen. Und die Mutter wird keine Freude haben an einem roten Apfel, der gestohlen ist. Und der Vater, der jetzt im Himmel ist, wird enttäuscht von seinem Sohn sein ...
Am Nikolaustag, gleich nach der Schule, bringt Michel den Apfel zurück. Doch plötzlich, als er den Apfel ganz unauffällig in die Steige zurücklegen möchte, baut sich der Obsthändler drohend vor ihm auf. Michel hat Angst, aber er weiss von seinem Vater, dass man dazu stehen muss, wenn man etwas angestellt hat. Der Obsthändler, der Herr Stronegger, ist kein böser Mann. Und er ist ja auch einiges gewöhnt. Aber dass ein kleiner Junge einen schönen roten Apfel heimlich in die Steige legt, ist ihm noch nicht vorgekommen. Eher doch das Gegenteil.
Michel erzählt Herrn Stronegger alles und bittet – nein, er heult nicht,- na ja ein kleines bisschen – um Verzeihung. Soso, sagt Herr Stronegger, und schüttelt nachdenklich den Kopf, ich weiss ja, wo ihr wohnt. Bitte nichts der Mutter sagen, bettelt Michel. Hm, murmelt der Herr Stronegger, geh jetzt nach Hause...

Die kleinen Geschwister toben herum. Michel ist ziemlich still und bedrückt. Vielleicht kommt der Nikolaus ja nächstes Jahr, versucht er die Kleinen zu trösten.
Es ist ist schon dunkel draussen. Heute werde ich vielleicht besser schlafen, denkt Michel, weil ich doch jetzt ein gutes Gewissen habe. Es klingelt an der Wohnungstür. Die Mutter macht auf. „Aber, Herr Stro ...“ stammelt sie. Doch der Nikolaus lächelt milde: „Auch die Erwachsenen müssen lernen zu begreifen, dass nicht alles wahr ist, was sie sehen. Manchmal nämlich ist das, was sie glauben können, wahrer.“
Und der Nikolaus schreitet erhaben in das Wohnzimmer. Er stellt einen großen Obstkorb auf den Tisch. Und für die Kinder gibt es ausserdem Schokolade und sogar Spielsachen. „Ich weiss, “ sagt der Nikolaus, „dass ihr alle sehr brav gewesen seid. Und dass ihr eurer Mutter helft so gut es geht. “
Die Freude ist unvorstellbar groß. Die Mutter wischt sich heimlich ein paar Tränen aus den Augen. Und würdig schreitet der Nikolaus von dannen. Im Hinausgehen – keiner sonst kann es sehen – drückt er Michel einen wunderschönen duftenden roten Apfel in die Hand...